Am Schlusstag der Leichtathletik-Europameisterschaften von Göteborg standen nach dem Marathon der Männer noch drei weitere Lauf-Entscheidungen auf dem Programm. In einem sehr offenen 800-m-Finale der Männer triumphierte schließlich Bram Som. Der 26-jährige Holländer gewann seine erste große Medaille in 1:46,56 Minuten vor David Fiegen (Luxemburg/1:46,59) und dem Briten Sam Ellis (1:46,64).
Der vermeintliche Favorit Dmitrijs Milkevics (Lettland), der in dieser Saison schon unter 1:44 Minuten gelaufen war, wurde Vierter. Die Letten versuchten es danach mit einem Protest gegen Som und Ellis, doch dieser wurde zu Recht abgewiesen. „Diese Goldmedaille ist wie ein großer Durchbruch für mich, denn bei den vergangenen Meisterschaften hatte ich immer Probleme, mich für das Finale zu qualifizieren“, sagte Bram Som und fügte hinzu: „Im Finale habe ich mich nur auf den Schlussspurt konzentriert. Zum Glück gab es eine Lücke.“ Ausgangs der Zielgeraden stürmte Som nach vorne und gewann hauchdünn. Mit einem fast noch stärkeren Endspurt schob sich Ellis ebenfalls durch eine kleine Lücke und vorbei an Milkevics. Enttäuschend war das Abschneiden von Rene Herms (LG Pirna), der als Letzter seines Vorlaufes ausgeschieden war.
Während der Spanier Jesus Espana im 5.000-m-Finale in 13:44,70 Minuten zum Gold rannte, lag der vermeintliche Favorit am Boden. Nach etwa 3.700 Metern sah es so aus, als hätte sich der Ire Alistair Cragg, der zuvor die Spitze mit einer enormen Tempoverschärfung übernommen hatte, den Fuß vertreten. Cragg lief weiter, doch 150 Meter später war Schluss für den Mann, der alle Chancen hatte, hier Europameister zu werden. Mit einer Achillessehnenverletzung ging er aus dem Rennen. Mohammed Farah (Großbritannien) setzte sich nun an die Spitze und bestimmte in der Schlussphase das Tempo.
Am Ende lief es auf einen Zweikampf mit dem Jesus Espana hinaus. Der Spanier attackierte eingangs der Zielkurve und ging vorbei, doch auf den letzten Metern hätte ihn Farah fast noch einmal eingeholt. Nur neun Hundertstelsekunden Rückstand hatte der 23-jährige Brite, während Juan Carlos Higuero (Spanien/13:46,48) sich knapp Rang drei sicherte. „Dies ist ein großer Erfolg für Spanien“, sagte Espana. Arne Gabius (LAV Tübingen) hatte als einziger deutscher Starter im Vorlauf aufgegeben.
Für die wohl hochkarätigste Leistung am Schlusstag der Titelkämpfe sorgte Tatjana Tomashowa. Die Russin gewann die 1.500 m in der neuen Meisterschaftsrekordzeit von 3:56,91 Minuten. Noch zwei weitere Läuferinnen knackten in dem ungewöhnlich schnellen Meisterschaftsrennen die Vier-Minuten-Marke: Yuliya Chizhenko, die fast durchweg geführt und das Tempo bestimmt hatte, gewann Silber in 3:57,61 Minuten und Daniela Yordanova (Bulgarien) verhinderte mit 3:59,37 einen russischen Dreifach-Triumph. Auf den letzten 40 Metern überholte sie mit einem starken Endspurt noch die Russin Yelena Soboleva (4:00,36). „Ich habe an meiner Schnelligkeit gearbeitet und meine 400-m-Zeit verbessert. Das hat mir heute beim Endspurt sehr geholfen“, erklärte Tatjana Tomashova, die bereits 2003 und 2005 Weltmeisterin über diese Strecken war. „Dies ist mein erster EM-Titel. Das ist etwas besonderes trotz meiner WM-Siege.“