Mit den Mobil Bislett Games in Oslo beginnt am kommenden Freitag die IAAF
Golden League. Wie zuletzt gehören wieder sieben Meetings zu der Serie,
dessen Finale am 6. September im Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark
stattfinden wird. Zurückgekehrt ist die IAAF zu dem alten Jackpot-Modus:
Nur wer seine Disziplin bei allen sieben Meetings gewinnt, partizipiert am mit
50 Kilogramm Gold gefüllten Jackpot der Liga. Für die gesamte Serie
unter Vertrag genommen wurden drei Superstars, die die Fans in die Stadien
locken dürften: Marion Jones, Maurice Greene und Hicham El Guerrouj. Ob
die Golden League vielleicht kurzfristig noch in dieser Saison erstmals
komplett im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen sein wird, steht
noch nicht fest. Sicher sind nur die Übertragungszeiten für das ISTAF
im ZDF.
Die Rückkehr zum alten Jackpot-System garantiert dem Zuschauer mehr
Übersichtlichkeit. Für die Athleten wird es allerdings schwieriger.
In den vergangenen beiden Jahren reichten fünf Siege, um bei der
Verteilung des Goldes dabei zu sein. Der Nachteil dieser Regelung war freilich
auch, dass mancher Seriensieger entweder zwischendurch bis zu zwei Meetings
ausließ oder sogar auf das Finale verzichtete, weil der Anteil des Goldes
schon zuvor gesichert war. „Sicher ist es hart, sieben Mal zu siegen.
Aber wir denken, dass es besonders für die Amerikaner und die meisten
Afrikaner – ausgenommen die Commonwealth-Länder – in diesem
Jahr leichter sein dürfte, da weder Olympische Spiele noch
Weltmeisterschaften stattfinden“, sagt der Pressesprecher der IAAF, Nick
Davies. Für die Europäer, besonders natürlich die auch bei den
Commonwealth Games aktiven Briten, gilt dies nicht, da im August die
Leichtathletik-Europameisterschaften in München den Saisonhöhepunkt
bilden. Allerdings gibt es ohnehin nur ganz wenige Athleten, denen man einen
Golden-League- Durchmarsch zutrauen kann, und die Europäer sind auch
angesichts der Jackpot-Disziplinen klar in der Minderheit.
Drei aussichtsreiche Jackpot-Kandidaten wurden von der IAAF für die
komplette Serie unter Vertrag genommen: Die beiden US-Sprinter Marion Jones und
Maurice Greene sowie der marokkanische Mittelstreckenstar Hicham El Guerrouj.
Die sieben Meeting-Direktoren der Golden League können sich freuen, denn
das Antrittsgeld für diese drei Superstars können sie sich angesichts
des IAAF-Deals sparen. „Das erste Meeting am Freitag in Oslo wird schon
entscheidend für den weiteren Verlauf der Golden League sein – wer
dort gewinnt, wird auch bei den nächsten Meetings starten“, sagt
Nick Davies.
Noch immer nicht ganz geklärt war die TV-Situation in Deutschland Ende
der vergangenen Woche. Klar ist, dass das ZDF das ISTAF am 6. September
zwischen 22.15 Uhr und 22.30 Uhr zunächst zusammenfassen wird und dann
nach Mitternacht eine 90-minütige Übertragung vom
Golden-League-Finale anbietet. Ob auch die anderen sechs Meetings kurzfristig
zu sehen sein werden, war unklar. „Es wird noch verhandelt“,
erklärte der neue Meeting-Direktor des ISTAF, Christian Schenk.
Eine Übertragung der gesamten Serie im frei empfangbaren Fernsehen hat
IAAF-Präsident Lamine Diack als ein ganz wichtiges Kriterium genannt
für den Verbleib in der Golden League. Die Serie soll im nächsten
Jahr, wie berichtet, auf fünf Meetings verkleinert werden. Insgesamt gibt
es dafür neun Bewerber. London und Stockholm haben sich neben den
vorhandenen Golden-League-Meetings ebenfalls beworben. Wobei allerdings klar
ist, dass Monte Carlo herausfallen wird, weil dort zukünftig das
Grand-Prix-Finale stattfinden wird. Nachdem die Golden-League-Entscheidung auf
Anfang Juli vertagt wurde, wird dann bei der Council-Sitzung in Paris die
Auswahl bekannt gegeben. Dementiert hat Nick Davies die Annahme, dass Diack im
Alleingang entscheiden wird. Involviert in den Entscheidungsprozess sei
beispielsweise auch Generalsekretär Istvan Gyulai. „Es gibt
ständig Meetings bei der IAAF, in denen weitere Personen konsultiert
werden“, erklärt Nick Davies. Es wird also nicht so sein wie beim
eigenmächtigen Diack-Vorgänger Primo Nebiolo. Entschieden wird
übrigens für drei Jahre, also für den Zeitraum von 2003 bis
2005. Danach wird neu ausgewählt, um anderen Meetings eine theoretische
Aufstiegschance zu bieten.
Wie Leichtathletik aus dem Umfeld der IAAF erfuhr, mehren sich offenbar die
Stimmen, die Diack noch davon überzeugen wollen, die Serie nicht auf
fünf sondern doch nur auf sechs Meetings zu reduzieren. Das hätte den
Vorteil, dass man von der bestehenden Serie theoretisch doch kein Meeting
ausschließen müsste. Gegenüber Berlin soll es Sympathien geben,
und angeblich sei die IAAF bereit, dem Meeting in diesem Jahr angesichts der
Probleme zu helfen. Wichtig sei jedoch, dass das ISTAF für die kommenden
Jahre die Voraussetzungen erfüllt.