Trotz afrikanischer Temperaturen, gewannen zwei Europäer die 20. Auflage
der 25 km von Berlin. Roberto Stefko (Slowenien) und Madina Biktagirowa
(Russland) beendeten am Sonntag die Siegserie der Afrikaner bei diesem
Traditionslauf. Bei den Männern hatte zuletzt mit Rainer Wachenbrunner
(1992) ein Nicht-Afrikaner gewonnen, bei den Frauen triumphierten in den
letzten drei Jahren jeweils Kenianerinnen. Dieses Mal blieben für die
Kenianer nur zweite Plätze: Benson Lokorwa (1:16:21) und Mary Ptikany
(1:29:29), die aus der Gruppe von Volker Wagner kommen und deswegen im Trikot
der LG Nike Berlin liefen, erreichten das Ziel im Olympiastadion mit deutlichem
Rückstand. Nach einem taktischen Rennen hatte Stefko in 1:15:31 Stunden
gewonnen, Biktagirowa erreichte mit 1:26:01 angesichts der Hitze ebenfalls eine
gute Zeit. Einhellig gelobt wurde der neue Kurs der 25 km von Berlin, der nicht
nur interessanter und schneller ist, sondern auch mehr Zuschauer an den
Straßenrand lockte. 4625 Läufer und 720 Inline-Skater aus über
40 Nationen beteiligten sich an der Veranstaltung.
"Und wo ist der Franzose", fragte Patrick bei Kilometer 19, als
die Spitzengruppe der 25 km von Berlin an ihm vorbeigelaufen war. Patrick
Mattei ist der Wirt des bretonischen Restaurants Ty Breizh. Vor seiner nicht
ganz gewöhnlichen französischen Gaststätte hatte er am Sonntag
ein paar Tische und Stühle an den Straßenrand geräumt, die
Trikolore über den Gehweg gespannt und die Straße so lange mit der
Marseillaise beschallt, bis eben jener Franzose sein Lokal erreicht hatte -
Tour de France an der Kantstraße. Die Nationalhymne musste allerdings
mehrere Male hintereinander aufgelegt werden, denn Bertrand Itsweire hatte zu
diesem Zeitpunkt schon einen erheblichen Rückstand zur
Führungsgruppe. Doch das war auch nicht anders zu erwarten. Denn die
besten Zeiten des Franzosen liegen schon einige Jahre zurück. 1988 hatte
er die 25 km de Berlin, die damals noch von den französischen Alliierten
organisiert wurden, in 1:16:11 Stunden gewonnen.
Der Kilometer 19 war aber nicht nur aufgrund der französischen
Untermalung interessant. Denn hier fiel auch die Vorentscheidung im
Männerrennen. Nachdem zuvor unter anderen die Mitfavoriten Dmitri
Kapitonow (Russland) und Laban Chege (Kenia) den Kontakt zur
Führungsgruppe verloren hatten, setzte sich Robert Stefko auf der
Kantstraße ab. Lediglich Benson Lokorwa konnte dem Tempo des Slowaken
halbwegs folgen, ohne ihm dabei allerdings gefährlich werden zu
können. Zum zweiten Mal nach 1997 belegte der Kenianer Rang zwei bei den
25 km von Berlin, und erst vier Wochen zuvor war er auch Zweiter beim BERLINER
HALBMARATHON. Selbst ihm als Afrikaner war es am Sonntag zu warm für einen
derart langen Wettkampf. "Ich bin auch kein Hitzeläufer, deswegen
habe ich mich lange Zeit zurückgehalten. Eigentlich wollte ich mindestens
eine Minute schneller laufen", erklärte Robert Stefko, der bereits
für den olympischen Marathon qualifiziert ist. In Berlin verdiente sich
der 31-Jährige mit Sieg- und Zeitprämien insgesamt 5500 DM.
Noch 500 Mark mehr erlief sich Madina Biktagirowa, was mit den
unterschiedlichen Zeitprämien zusammenhängt. Sie hatte es zudem
allerdings weitaus schwerer als der Slowake, da die Russin rund 18 Kilometer
alleine laufend absolvierte. "Bei sieben Kilometern war mir das Tempo zu
langsam", erklärte die 35-jährige, die an dieser Stelle die
spätere drittplatzierte, erst 17-jährige Taussi Jumangaa (Tansania)
hinter sich ließ. Für Biktagirowa war es ein gelungenes Comeback
nach einer Babypause. Und die 1997 zweitplatzierte beim BERLIN-MARATHON hofft,
mit ihrem Berliner Resultat noch für den olympischen Marathon nominiert zu
werden.
Beste Deutsche Läufer waren Jens Karraß auf Rang zwölf in
1:24:22 und Rosemarie Kössler (beide SCC), die sogar auf Rang vier lief.
Dies war mit einer Zeit von 1:37:25 Stunden allerdings nur möglich, weil
das Rennen im Bereich unmittelbar nach der Spitze schwach besetzt war. Dies
empfand auch Bertrand Itsweire so, der als Zehnter in 1:21:42 das Gros der
Strecke alleine laufen musste anstatt in einer leistungsfördernden Gruppe.
"Aber ansonsten gibt es kaum Unterschiede zu dem Rennen vor zwölf
Jahren", sagte der Franzose, dem das Geschehen bei Kilometer 19 auf jeden
Fall in Erinnerung bleiben wird.
Ergebnisse:
Männer: 1. Stefko (Svk) 1:15:31, 2. Lokorwa (Ken) 1:16:21, 3. Hussein
(Tan) 1:16:37, 4. James Tanui (Ken) 1:16:48, 5. Naali (Tan) 1:17:03, 6.
Dobrzynski (Pol) 1:17:15, 7. Chege (Ken) 1:18:17, 8. Kapitonow (Rus) 1:19:07,
9. Christopher Kandie (Ken) 1:19:52, 10. Itsweire (Fra) 1:21:42, 11. Kiplimo
(Ken) 1:23:18, 12. Karraß (SCC Berlin) 1:24:22. Zwischenzeiten: 5 km -
14:55, 10 km - 30:26, 15 km - 45:52, 20 km - 1:00:40, Halbmarathon -
1:03:59.
Frauen: 1. Biktagirowa (Rus) 1:26:01, 2. Ptikany (Ken) 1:29:29, 3. Jumangaa
(Tan) 1:30:40, 4. Kössler (SCC Berlin) 1:37:25, 5. Jarosz (Pol) 1:39:22.
Zwischenzeiten: 10 km - 34:03, Halbmarathon - 1:12:45.