„Schwer mobil“ heißt das Gesundheitsprogramm im Turnverein Niederschelden 1882. Es wird übergewichtigen Kindern zu mehr Bewegung und einer gesünderen Ernährung verhelfen. Die Chancen stehen gut dafür.
Denn qualifizierte Übungsleiterinnen, ein Ernährungsmediziner, eine Diätassistentin und die Eltern ziehen an einem Strang. Das anspruchsvolle Programm einer landesweiten Gemeinschaftsaktion wird von der Sportjugend Nordrhein-Westfalen gesteuert.
"Plattform für Ernährung"
In Gotha erweitert der Fachhochschulsportverein 1950 sein Angebot für Kinder mit mangelnden Bewegungserfahrungen um Übungszeiten für übergewichtige Kinder. Er besitzt das Qualitätssiegel „Sport pro Gesundheit“, das der Deutsche Sportbund (DSB) in Zusammenarbeit mit der Bundesärztekammer verleiht. Der Verein für Leibesübungen Wolfsburg kooperiert mit dem dortigen „forum gesundheit“. So können junge Vereinsmitglieder und Forums-Kursteilnehmer gleichermaßen betreut werden.
Der DSB ist Mitglied in der „Plattform für Ernährung e. V.“. Die gemeinsame Initiative von Politik, Verbänden und Wirtschaft hat inzwischen über einhundert Partner. Ingo Weiss, Vorsitzender der Deutschen Sportjugend (dsj), ist der DSB-Vertreter und wünscht sich ein noch größeres Engagement des Sports, vor allem auch innovative Ideen gerade vor Ort. Fortbildungsveranstaltungen, Projektbeschreibungen und Erfolgsmeldungen können dazu beitragen, dass sich Sportvereine mit zunehmender Zahl einbringen können.
"Fit und schnell in XXL" und "moving kids"
Der Turnverein Eiche Horn, Bremen, hat in seinem Fitness-Studio „Maximum“ auch Trainingszeiten für „starke Teens“ eingerichtet, die von einem Physiotherapeuten angeleitet werden. „Endlich einmal nicht der Außenseiter sein, sondern Sport unter gleichen Bedingungen treiben können“, lautet die Botschaft. „Fit und schnell in XXL“ kalauert die Telekom-Post-Sportgemeinschaft Köln zu ihrer ernsthaften Initiative von „Bewegungsangebot, spielerischer Vermittlung von Wissen und Ernährung und Elternberatung“. Um „moving kids“ bemüht sich die Turn- und Sportgesellschaft Reutlingen in ihrem Studio „ProVital“, das sich auf ein medizinisch orientiertes Training spezialisiert hat.
Alles dreht sich um den Nachwuchs und sein Übergewicht
Ob Muttersprache nach Maß oder künstliche Wortgebilde: alles dreht sich um den Nachwuchs und sein Übergewicht. Denn jedes dritte Kind und jeder fünfte Jugendliche bringen zu viel auf die Waage. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung stellt zum Beispiel heraus, dass die Klientel zwischen sechs und 16 Jahren im Durchschnitt zwei Stunden täglich vor dem Fernseher verbringt und hochempfänglich ist für zielgruppengenau formulierte Werbebotschaften.
Deshalb wäre es auch völlig falsch, Kinder und Jugendliche mit diskriminierenden Attributen wie fett, faul und gefräßig ins menschliche und sportliche Abseits zu drängen. Im Sportverein gehören sie in die Mitte des Clublebens. Durchlässigkeit, Aufnahme- und Mitnahmebereitschaft im vielfältigen Vereinssport spielen gerade hier eine zentrale Rolle. Alle Mitglieder - mit und ohne Funktion - sind verantwortlich dafür, dass Angebote für „pfundige Kinder“ nicht zur Peinlichkeit verkommen.
"..Dicksein ist keine Krankheit..."
Die Triathlonabteilung des Sportclubs Riederau will „XXL-Kinder“ in den normalen breiten- und leistungssportlichen Trainingsbetrieb integrieren. „Denn Dicksein ist keine Krankheit“, sagt Ulrich Bamberger, der Initiator und A-Trainer der Triathleten. Er vermittelt nicht nur einen sehr attraktiven Sport. Er hat auch die Ärzteschaft und das Gesundheitsamt auf seiner Seite. Und den Bayerischen Landes-Sportverband, der den Verein für vorbildliche Jugendarbeit mit einem Sonderpreis ausgezeichnet hat.
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