Kenias erster Doppelsieg beim Alberto BERLIN-MARATHON sorgte für einen
Paukenschlag in der Welt des Laufsports. Ein Millionenpublikum am Streckenrand
wurde Zeitzeuge des hochkarätigsten Marathonlaufes aller Zeiten.
Höhepunkt war der Weltrekord von Tegla Loroupe, die 2:20:43 Stunden lief,
nachdem ihr kenianischer Landsmann Josephat Kiprono zuvor mit 2:06:44 Stunden
eine Glanzzeit gerannt war. Insgesamt 27.112 Teilnehmer aus 73 Nationen
starteten beim 26. Alberto BERLIN-MARATHON.
Doch der Weltrekord von Tegla Loroupe war nur eines von drei Superlativen,
die dieser sensationelle Alberto BERLIN-MARATHON zu bieten hatte. Zum ersten
Mal in der Geschichte des Marathonlaufes über die klassischen 42,195 km
waren in einem Rennen gleich zwei Männer unter 2:07:00 Stunden geblieben:
Neben Josephat Kiprono durchbrach völlig überraschend auch der
Japaner Takayuki Inubushi mit 2:06:57 Stunden diese Traumgrenze des Marathons.
Erst sechs Läufer sind jemals schneller als 2:07:00 gerannt - drei von
ihnen schafften das in Berlin! Vor einem Jahr hatte der Brasilianer Ronaldo da
Costa hier den Weltrekord von 2:06:05 Stunden aufgestellt. Kenias Doppeltriumph
produzierte zudem die hochkarätigsten Siegzeiten, die bei Männern und
Frauen in einem Marathon jemals gelaufen wurden. Zusammengerechnet ergeben die
beiden Ergebnisse von Kiprono und Loroupe 4:27:27 Stunden. In dieser Wertung
war zuvor der Rotterdam-Marathon Spitzenreiter mit 4:28:13 (1998). Und auch in
einer anderen Rekordliste löste Berlin das Rennen von Rotterdam wieder ab:
Im Schnitt der besten zehn Männerzeiten, der Auskunft gibt über die
schnellsten Marathonstrecken der Welt, liegt Berlin mit 2:07:18,6 Stunden
wieder an erster Stelle. Das mit Abstand spektakulärste deutsche
Laufsportereignis ist zudem erst das zweite Rennen, das nun parallel die
Weltrekorde der Männer und Frauen auch als Kursrekorde führen kann.
Auch hier war der Rotterdam-Marathon Vorreiter, von April bis September
1998.
Doch dieser 26. Alberto BERLIN-MARATHON setzte bei einmal mehr idealen
Witterungsbedingungen nicht nur Zeichen mit den Ergebnissen der
Spitzenläufer, sondern er überzeugte auch in der Breite. Das Rennen,
das der Berliner Traditionsklub Sport-Club Charlottenburg veranstaltet, hat zum
zweiten Mal in Folge seine Position als einer der größten
Marathonläufe der Welt untermauert. Lediglich die Klassiker in New York
und London, mit denen der Alberto BERLIN-MARATHON den Vergleich inzwischen
standhält, sowie das Rennen in Honolulu haben noch größere
Marathonfelder. Mit 27.112 Teilnehmern wurde in Berlin die Rekordzahl des
Vorjahres (27.621) fast erreicht - und das, obwohl es sich im vergangenen Jahr
immerhin um die 25. Auflage gehandelt hatte. Doch auch ohne Jubiläum ist
der Alberto BERLIN-MARATHON inzwischen ein Renner. Die zweithöchste
Teilnehmerzahl, die eine Laufveranstaltung in Deutschland jemals hatte, setzte
sich zusammen aus 22.758 Läufern, 4.179 Skatern, 127 Rollstuhlfahrern
sowie 48 Power-Walkern. Zählt man noch die 5.548 Schüler hinzu, die
sich am Alberto MINI-MARATHON über 4,2195 km beteiligten, hatte das
Gesamtereignis Alberto BERLIN-MARATHON sogar 32.660 Starter. Hartwig Gauder,
der ehemalige Geher-Olympiasieger, der als Walker nach 5:48:14 Stunden das Ziel
erreichte, kommentierte: "Der Alberto BERLIN-MARATHON ist der beste
Marathon der Welt."
Die Top-Skater verfehlten zwar ihr Ziel, die erste Zeit unter einer Stunde
auf einer flachen Strecke zu erreichen, doch Tristan Loy (Frankreich)
verbesserte mit 61:08,9 Minuten den Streckenrekord gleich um über sechs
Minuten. Um fast fünf Minuten drückte die einzige deutsche Siegerin
des Tages, Anne Titze (Groß-Gerau), die Kursbestzeit. Sie benötigte
69:32,4. Das Dutzend voll machte Rollstuhlfahrer Heinz Frei. Der Schweizer
gewann zum zwölften Mal beim Alberto BERLIN-MARATHON und fuhr 1:23:57
Stunden. Schnellste Frau war hier die Schwedin Monica Wetterstrom (1:48:12).
Die Berliner Meisterschaft sicherten sich wie im Vorjahr Annette Wolfrom
(OSC/2:46:16) und Stéphane Franke (SCC), für den allerdings seine
2:16:59 Stunden eine Enttäuschung bedeuteten. Er verpasste die Olympianorm
von 2:12:00 deutlich.
Bei Kilometer 17 hatte der erneut von Muskelproblemen geplagte
Stéphane Franke den Kontakt zur Spitze verloren, die bis dahin zwar ein
schnelles Tempo gelaufen war, allerdings keine Zwischenzeiten, die auf ein
Ergebnis von unter 2:07 hindeuteten. Deutlich schneller wurde es dann zwischen
Kilometer 20 und 25. Für diesen Abschnitt benötigte die
Spitzengruppe, die bis dahin vom Bruder des Siegers, dem Tempomacher Isaac
Kiprono angeführt wurde, 14:44 Minuten. Bei Kilometer 28 sorgte dann der
25-jährige Josephat Kirpono mit seinem Vorstoß für die
Vorentscheidung. Er ließ seine beiden Trainingspartner Samson Kandie
(Dritter in 2:08:31) und Henry Cherono (Fünfter in 2:10:37) sowie Inubushi
und Hicham Chatt (Marokko/Vierter in 2:09:56), der übrigens
Trainingspartner von Weltmeister Abel Antón (Spanien) ist, hinter sich.
Später kam Takayuki Inubushi noch einmal bis auf rund 50 Meter an Kiprono
heran. "Bei Kilometer 40 dachte ich, ich kann ihn einholen, aber dann
bekam ich Probleme", erklärte Inubushi. Seinen japanischen Betreuern
standen im Ziel die Tränen in den Augen - aus Freude über den ersten
Japaner, der unter 2:07 Stunden gelaufen war und einen Asienrekord aufgestellt
hatte. 13 Sekunden schneller war Kiprono, der sich insgesamt 110.000 DM
verdiente.
Alles zusammen 230.000 DM verdiente sich Tegla Loroupe für ihren
Weltrekord. Die Kenianerin lief konkurrenzlos vom ersten bis zum letzten Meter.
Allerdings begann die 26-Jährige viel zu schnell. Schon nach unglaublichen
32:32 Minuten hatte sie die 10-km-Marke erreicht. Diese Zwischenzeit ist gut
für ein Endergebnis von 2:17 Stunden! Noch beim Halbmarathon war Tegla
Loroupe, die begleitet wurde von ihren Trainingspartnern Jacob Losian, Samson
Negolepus und Clemens Kiprotich, mit 69:47 Minuten im Zeitplan für ein
Ergebnis unter 2:20 Stunden. Dann musste sie jedoch auf Grund eines
Muskelproblems das Tempo etwas drosseln. Doch zum Ende des Rennens konnte Tegla
Loroupe noch einmal zusetzen, so dass sie einen Teil der verlorenen Zeit wieder
aufholte und den zweiten Frauen-Weltrekord beim Alberto BERLIN-MARATHON
aufstellte. Am Rande des Grunewaldes war 1977 Christa Vahlensieck (Wuppertal)
2:34:47,5 gelaufen. Ein glänzendes Rennen lief auch die zweitplatzierte
Marleen Renders. Die belgische Vorjahressiegerin verbesserte als Zweite ihren
Landesrekord auf 2:23:58. "Ich bin sehr zufrieden mit meiner Zeit und
freue mich über den belgischen Rekord - und das, obwohl ich im Vorfeld des
Rennens Magenprobleme hatte", sagte Marleen Renders, die bereits zum
vierten Mal beim Alberto BERLIN-MARATHON startete und auch schon zweimal Dritte
war.