Newsarchiv

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WM 2006/IAAF WM 2009 (Teil 4): Skulpturen im Olympia-Gelände - Modelle, Fotografien, Dokumente, die Ausstellung zur WM 2006 des Georg-Kolbe-Museums

Im folgenden setzen wir unsere Serie über das großartige Rahmenprogramm der Fußball WM 2006 fort, wobei wir das immer als Beispiel und Muster für di eIAAF Leichtathletik WM 2009 in Berlin sehen. Auf  das vielfältige Ausstellungsprogramm vieler Museen in Berlin haben wir schon mehrfach hingewiesen. Das Georg-Kolbe-Museum befaßt sich mit den Skulpturen im Olympiagelände - dem Austragungsort der 12. IAAF Weltmeisterschaften 2009 Berlin - insofern ist es ein Thema, das doppelt interessant ist.

Das Georg-Kolbe-Museum stellte dankenswerterweise Texte und Bilder zur Verfügung.

 

Mit der Fußballweltmeisterschaft ist das Berliner Olympiagelände von 1936 erneut ins Blickfeld gerückt. Das Georg-Kolbe-Museum, das sich in naher Nachbarschaft befindet, stellt in einer Sonderausstellung den plastischen Schmuck dieser Anlage vor, an der Kolbe mit zwei Bronzen beteiligt war.

Die Statuen und Reliefs im Olympiagelände waren in den 1990er Jahren heftig umstritten. Die damalige Auseinandersetzung stand im Zusammenhang mit der – letztlich gescheiterten – Olympia-Bewerbung Berlins. Die Skulpturen wurden damals als u. a. als „in Stein gehauener Rassenwahn“ bezeichnet. Man empfahl ihre Entfernung oder Verfremdung. In einem deutlichen Mißverhältnis zu der lautstarken Kritik stehen die historischen Quellen.

Historisches Umfeld

Das Statuenprogramm wird in der Ausstellung in sein historisches Umfeld eingebettet. Am Anfang steht ein Blick auf den Vorgängerbau, das von Otto March 1912/13 errichtete Deutsche Stadion, das Schauplatz der Olympischen Spiele 1916 werden sollte.

Der Erste Weltkrieg verhinderte ihre Durchführung. Bei dem umfangreichen plastischen Programm war schon der junge Georg Kolbe beteiligt, neben August Kraus, Sascha Schneider, Ludwig Cauer u. a. Diese Bildhauer führten Athletenstatuen aus, zwei Reiter, einen Neptun und eine Victoria. 1913 konnten diese Plastiken nur in vergänglichem Material (vermutlich Hartgips) ausgeführt worden; die geplante Umsetzung in Bronze unterblieb. Die Statuen verfielen in den 1920er Jahren.

Als 1933 die Entscheidung fiel, für die Olympischen Spiele von 1936 nicht das alte Stadion umzugestalten, sondern ein neues zu errichten, war eine bildhauerische Ausschmückung anfangs nicht eingeplant. Erst 1935 begann ein Kunstausschuss mit seiner Arbeit. Mit Mitteln von Sponsoren und Ministerien wurde ein ambitioniertes Skulpturenprogramm realisiert. Dabei gab der Architekt Werner March den Ton an: Er verlangte eine Einordnung unter die architektonische Raumplanung sowohl im Format als auch in der Strenge des Stils. Aus diesen Vorgaben, die zahlreiche Konflikte mit sich brachten, entwickelte sich im Stadionbereich ein einheitliches Gesamtkunstwerk, während im Sportforum und im Schwimmbad die Auflagen weniger streng waren.

Schriftliche und gedruckte Quellen

In der Ausstellung werden schriftliche und gedruckte Quellen zusammen mit Modellen einiger der Großbildwerke – von Karl Albiker, Arno Breker und Georg Kolbe – sowie mit historischen Fotografien präsentiert. Somit werden einerseits die Skulpturen in ihrer künstlerischen Eigenart erkennbar, anderseits wird der historische Rahmen, in dem sie stehen, verdeutlicht.

Die gesamte neuzeitliche olympische Bewegung bezog sich auf das griechische Vorbild. Auch bei der Betonung des Zusammenhangs von Sport und Kunst sah man sich der Antike verpflichtet. Wie bei den vorangegangenen Spielen gab es auch 1936 Kunstwettbewerbe. Daneben wurde die Ausstellung „Der Sport der Hellenen“ gezeigt. Die Darstellung antiker Figuren war in der Berichterstattung und Werbung für die Spiele allgegenwärtig.Das Berlin der Olympischen Spiele versuchte damals sich als neues „Hellas“ seinen Gästen vorzustellen.

Ausstellungsdauer: 28. Mai bis 20. August. 2006

Öffnungszeiten: Di. bis So, 10 bis 17 Uhr


Verkehrsverbindung: S 9, 75

Bus 149, 218, X 34, X 49

Haltestelle: Heerstraße


Georg-Kolbe-Museum

Sensburger Allee 25

14055 Berlin

Tel. 030/3042144

www.georg-kolbe-museum.de


Es folgen: Führungsblätter  

(1)    DEUTSCHES STADION, 1913

Innerhalb der 1909 von Otto March angelegten Rennbahn Grunewald fügte der gleiche Architekt 1912/13 das Deutsche Stadion ein. Es enthielt eine 600-Meter-Bahn, eine Radrennbahn, ein 100-Meter-Schwimmbecken, Tribünen und eine Kaiserloge. In diesem damals größten Stadion in Deutschland sollten 1916 die Olympischen Spiele stattfinden, die jedoch wegen des Ersten Weltkrieges ausfielen.


Sowohl der Architekt wie auch der Sportfunktionär Carl Diem wünschten sich künstlerischen Schmuck für das Stadion. Wegen Geldmangels wurde jedoch der Plan für die plastische Ausstattung zurückgestellt, "bis sich, noch während des Baus, Graf Adalbert von Sierstorpff seiner annahm“ (Krause 1926). Beraten von August Gaul und Louis Tuaillon engagierte Sierstorpff sechs Bildhauer, die zwei Reiterfiguren (Ludwig Vordermayer, Hermann Fuchs), eine Victoria auf einer Säule (Ludwig Cauer), eine Neptungruppe (Walter Schmarje) und sechs Sportlerstatuen ausführten (Walter Schmarje, August Kraus, Sascha Schneider, Georg Kolbe und zwei von Ludwig Cauer,).

Da die Geldmittel nicht für eine Ausführung der Statuen in Bronze ausreichten, wurden Güsse in Hartgips aufgestellt, die bis 1916 durch Bronzen ersetzt werden sollten, was jedoch unterblieb. Nach etwa zehn Jahren gab es schon erhebliche Schäden; einige Figuren wurden bald abgeräumt, andere standen mit amputierten Armen oder Beinen noch Mitte der 1920er Jahre an ihrem Platz.

Nicht nur die materielle Ausführung war ungenügend,vermutlich schufen die meisten Bildhauer wegen der Kürze der Zeit keine neuen Entwürfe. Bei der Figur von Kolbe zum Beispiel handelte es sich um die Vergrößerung eines älteren Werkes: „Schreitender Knabe“ (Foto der Bronze, Kunsthalle Bremen).

Kolbe, der 1912 gerade mit der „Tänzerin“ berühmt geworden war, hatte keine passende männliche Figur zu bieten, außer der schon 1905 entstandenen Jünglingsgestalt, die keineswegs ein Meisterwerk war. Eine flüchtige Zeichnung im Nachlass des Bildhauers zeigt offensichtlich, wie die Gestalt vergrößert werden soll. Aus der naturalistischen Figurenreihe fiel der „Gürtelbinder“ von Sascha Schneider heraus, der an griechischen Vorbildern orientiert ist (vgl. auch die antikisch-grüne Bronze der kleinen Fassung).

Die Bildhauer, aber auch die Auftraggeber maßen dem Skulpturenprogramm offensichtlich keine große Wertigkeit zu; die Werke sind fotografisch und dokumentarisch nur ungenügend belegt. Für den Neubau des Olympia-Stadions verschwanden auch die letzten Reste. Das Figurenprogramm 1936 griff zum Teil auf die ältere Stadiondekoration zurück.

 

OLYMPISCHE KUNSTAUSSTELLUNG, AMSTERDAM 1928


Im Stadion der Olympischen Spiele in Amsterdam 1928 gab es keine Bauplastik; allerdings wurden einige größere Plastiken aus der Olympischen Kunstausstellung im Stadion aufgestellt, darunter der 1904 geschaffene  „Bocciaspieler“ von August Kraus aus der Berliner Nationalgalerie.


Bei der Olympischen Kunstausstellung (mit Wettbewerb) war Deutschland mit einer von Reichskunstwart Edwin Redslob zusammengetragenen Präsentation eindrucksvoll vertreten. Diese Auswahl wurde anschließend noch in Düsseldorf gezeigt. In seinem Resumée schrieb Redslob 1928: „Für die Plastik gilt in ganz besonderem Maße, daß ihr die Verbindung mit dem heutigen sportlichen Leben und mit der Körperauffassung und Körperkultur unserer Zeit eine innere Befreiung gebracht hat.“

Redslob hatte auch einen speziellen Plakettenwettbewerb ausgelobt. In der Amsterdamer Ausstellung waren u.a. die ausgestellten Plaketten von Richard Scheibe und Waldemar Raemisch vertreten. Edwin Scharff gewann in dieser Kategorie die Bronzemedaille.

An der internationalen Bildhauerjury nahm Renée Sintenis teil; kurzfristig war sie für das verhinderte Jurymitglied Bernhard Bleeker eingesprungen.

Ihr wurde für ihre beiden Exponate – „Nurmi“ und „Fußballspieler“ – der dritte Preis in der Sparte Bildhauerei zuerkannt. Mit diesen skizzenhaft bewegten Figuren drückte sie die Begeisterung für den Sport in der Weimarer Republik aus.

Ausgestellt war auch eine kleine Version des „Diskuswerfers“ von Wolfgang Schaper, der in Überlebensgröße im Berliner Sportforum aufgestellt wurde.


OLYMPISCHE KUNSTAUSSTELLUNG, BERLIN 1936


Wie bei den vorangegangenen Olympischen Spielen wurde auch in Berlin ein internationaler Kunstwettbewerb durchgeführt. In der Ausstellung im Messegelände zeigte sich die stilistische Vielfalt damaliger Sportdarstellungen. Die Goldmedaille in der Sparte Bildhauerei gewann eine Genreplastik des Italieners Farpi Vignoli; Breker bekam den zweiten Preis für seinen „Zehnkämpfer“, dessen große Fassung im Sportforum steht.

Gleichzeitig zeigte die Galerie Buchholz zeitgenössische Plastik mit Bezug zum Figurenprogramm des Stadiongeländes. Auf dem Titel des Katalogblattes ist der – abgelehnte Entwurf von Gerhard Marcks für das Stadion abgebildet.

Ausstellungen, vor allem aber auch der Olympia-Film von Leni Riefenstahl sowie die zugehörige Publikation, betonten die Verbindung zum Sport in der Antike, was auch in den Medien und in der Werbung eine große Rolle spielte.


 (2)    DEUTSCHES SPORTFORUM


Auch in dem Zeitraum zwischen der Errichtung des Deutschen Stadions – eingeweiht 1913 – und des Olympiastadions – eingeweiht 1936 – kam es auf dem Gelände zu Bauarbeiten sowie zur Aufstellung von Skulpturen. Für die 1920 gegründete Hochschule für Leibesübungen wurden zuerst Nebenbauten des Deutschen Stadions genutzt, zum Beispiel eine kleinen Turnhalle südlich des Stadionbereiches (beim March-Tunnel). Auf deren Dach wurde die annähernd zwei Meter hohe Bronzefigur „Jüngling mit Siegerbinde“ von Paul Peterich aufgestellt, die im Sportmuseum erhalten ist. Darunter befand sich der bronzene „Sportjunge“ von Ernst Gorsemann (verschollen).


1925 begann man mit der Anlage neuer Sportplätze nördlich des Stadionbereiches. Im Dezember des gleichen Jahre wurde ein begrenzter Wettbewerb für das „Deutsche Sportforum“ ausgeschrieben, an dem u. a. Hans Poelzig, Max Taut, aber auch Ernst Rentsch, der spätere Architekt des Kolbe-Hauses, teilnahmen. Ausgewählt wurde der Vorschlag von Werner und Walter March, der Söhne des Stadionerbauers. Nach deren überarbeiteten Plänen wurde 1928 mit dem Bau begonnen, jedoch nur Teile der Seitenflügel vollendet.

Schon vor Baubeginn gelangte – 1927 – die weit überlebensgroße Bronze eines „Diskuswerfers“ von Wolfgang Schaper auf das Gelände und wurde vermutlich auf dem „August-Bier-Platz“ aufgestellt.

Dort ist die Figur fotografisch sowohl vor wie auch nach den Olympischen Spielen nachweisbar. Bei der Dokumentation der plastischen Ausstattung 1936 wurde sie jedoch ausgespart, wohl weil sowohl der Architekt March wie auch der Kunstausschuss traditionelle Sportplastik, wie sie in den 1920er Jahren beliebt war, als unpassend für das architektonische Ensemble empfanden. Seit 1988 steht die Bronze auf den Stadionterrassen (ausgestellt ist eine Reduktion von Harald Haacke).

Die Statue war eine Stiftung der Zigarettenfirma Reemtsma; ein zweiter Guss stand in Hamburg vor dem Clubhaus des SCR (Reemtsma). Auch für das Skulpturenprogramm 1936 engagierte sich die Firma finanziell. Durch ihre Sammelalben des „Cigaretten-Bilderdienstes“ der Spiele in Amsterdam 1928, Los Angeles 1932 und Berlin trat Reemtsma breitenwirksam für die olympische Bewegung ein.

Der Bildhauer Hugo Lederer schlug übrigens vor, die Meisterateliers für Bildhauerei der Akademie der Künste in die neue Sporthochschule zu verlegen. 1930 kam der berühmte französische Bildhauer Aristide Maillol ins Sportforum. Am 14. 7. 1930 berichtet Harry Graf Kessler in seinem Tagebuch: „Früh um ¾ 8 holte der Staatssekretär Lewald Maillol, Frl. P. und mich ab zu einer Besichtigung der Hochschule für Leibesübungen im Grunewald; die ganze grossartige Anlage im herrlichsten Sonnenschein von fast nackten jungen Menschen belebt, die allerlei Sport Übungen machten; im hellen Licht und der warmen, würzigen Luft war der Eindruck ganz griechisch... Maillol liess mich zwei junge Leute, die >beaux comme des dieux antiques< seien, photographieren.“


ADOLF WAMPER: RELIEFS AM EINGANG DER FREILICHTBÜHNE


Berlin erhielt 1930 den Zuschlag für die Olympischen Spiele 1936; daraufhin plante Werner March einen Umbau des alten, von seinem Vater erichteten Stadions. Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, entschied sich die neue Regierung, trotz der früheren Angriffe von NS-Seiten gegen die internationale Olympische Bewegung, zum Bau eines neuen Stadions und zu einem erweiterten Bauprogramm (mit Aufmarschfeld, Freilichtbühne und „Langemarckhalle“); der Architekt blieb Werner March.    

Bauplastik war anfangs nicht vorgesehen; erst ab Sommer des Jahres 1934 kam es zu Vorschlägen, die Olympiabauten künstlerisch zu schmücken, zuerst wurde ein offener Wettbewerb für die plastische Gestaltung der Eingangspfeiler der Freilichtbühne (damals Dietrich-Eckart-Bühne, heute Waldbühne) ausgeschrieben. Die beiden ersten Preise der Jury gingen im Februar 1935 an damals recht unbekannte Bildhauer: Konstantin Frick und Josef Walz. Entwürfe weiterer Künstler wurden angekauft und einige später mit Aufträgen bedacht (Breker, Lörcher). Der Publikation der Wettbewerbsentwürfe widmete die Zeitschrift „Kunstkammer“, das Mitteilungsblatt der Reichskammer der bildenden Künste, eine ganze Seite.  


Der am 7. 3. 1935 erstmals tagende Kunstausschuss, verwarf die frühere Entscheidung. „Die Überprüfung der von den Preisträgern und mit Ankäufen bedachten Künstlern eingeforderten Unterlagen über ihr Gesamtschaffen ergibt, daß der 1. und der 2. Preisträger Frick und Walz den zu stellenden Anforderungen nicht gewachsen sind. Beachtliche Talente sind Brecker (!), Wamper, Lörcher, Hahn, Fiedler und auch Brachert, über den Hoenig noch gewisse Ermittlungen anstellen will. Für die beiden Eingangspfeiler wird in erster Linie Wamper aus Münster vom Kunstausschuß vorgeschlagen, der allerdings eine neue Lösung ausarbeiten muß... Wamper soll sofort nach Berlin zu näherer Besprechung gerufen werden.“


Das Protokoll der zweiten Sitzung vom 5. 7. 1935 verzeichnet: „Die Entwürfe von Wamper finden grundsätzlich den Beifall des Ausschusses, doch soll das Relief flacher gehalten werden und die Figuren auf dem linken Pfeiler kleiner, so daß insbesondere über deN Köpfen noch Fläche stehen bleibt. Die Abänderungsvorschläge sind in 14 Tagen einzureichen zur Vorlage bei Reichsminister Dr. Goebbels.“

Die  Finanzierung dieser Skulpturen erfolgte durch das Propagandaministerium, deshalb musste hier Goebbels sein Plazet geben. Die beiden Reliefs verweisen „auf die doppelte Bestimmung der Anlage für musisches Weihespiel und vaterländische Feier“ (March 1936). Letzteres wird ausgedrückt durch zwei Männer mit Schwert und Fackel, es sind Vorläufer von Brekers Statuen in der Reichskanzlei. Auffallend ist, dass bei diesem vom Progandaministerium beaufsichtigten Werk ein dezidierter NS-Gehalt zu erkennen ist, anders als bei den meisten übrigen Beispielen.

 

(3)    REITERSTADION


In der ersten Sitzung des Kunstausschusses wurde am 7. 3. 1935 beschlossen: „Für das Reitergelände sind zwei große Pferdeplastiken vorgesehen.“ Von Reinhard Kübart wurde offensichtlich eine schon vorhandene Bronze aufgestellt, für die im Juli 1935 ein Platz gesucht wurde. Nach Auskunft eines Nachfahren des Künstlers soll das Werk schon 1937 wieder entfernt worden sein. Fotografisch ist die Bronze nicht dokumentiert.


Für die zweite „Pferdeplastik“ wurde Richard Scheibe in Erwägung gezogen, nachdem er bei einer ersten Fühlungnahme Ende 1934 eine abschlägige Antwort erhalten hatte. Seinem Freund Georg Kolbe teilte er damals mit, „daß Herr v. Oppen mir Bescheid gegeben hat, dahin, daß Herr March und er in meinen Entwürfen keine Grundlage zur Ertheilung eines Auftrages für das Stadion zu erblicken vermöchten.“

In Sitzung des Kunstausschusses vom 5. 7. 1935 wurde dann beschlossen, dass zu Ehren von drei im Sport verunglückten Reitern „eine Reiterfigur aufgestellt werden [soll], an dessen Sockel 3 Plaketten oder Schrifttafeln befestigt sind. Für den Entwurf soll Scheibe-Frankfurt herangezogen werden.“ Etliche Wochen später war jedoch noch kein Auftrag bei Scheibe eingegangen. Am 23. 9. 1935 schrieb er an Kolbe: „Meine Berliner Angelegenheiten (Reiter u. Akademie) sind natürlich tonlos versackt und werden es auch bleiben.“

Scheibes Abrechnungsbuch weist aus, dass der Bildhauer Anfang 1936 nach Berlin reiste und vermutlich ein kleines Modell vorstellte, das wohl der erhaltenen Fotografie entspricht.

Gemäß dem Lageplan mit den Standorten der Plastiken, den Werner March 1936 veröffentlichte, sowie einigen Presseberichten müsste man davon ausgehen, dass die Reitergruppe von Richard Scheibe im Stadion gestanden hat.

Es gibt jedoch kein fotografisches Dokument. Auch die Unterlagen aus dem Nachlass des Künstlers sprechen dafür, dass eine originalgroße Fassung in Bronze nicht hergestellt wurde. In seinem Abrechnungsbuch verzeichnet Scheibe vor Ende April: „Reiterstadionentwurfvergütung, 1. Rate, 2500 M.“ Eine zweite Rate ging laut Abrechnungsbuch nicht ein, schon gar nicht der für die Bronzegruppe veranschlagte Betrag von 30.000 RM. Auch die Herstellung eines Bronzegusses ist nicht dokumentiert. Dies alles lässt nur den Schluss zu, dass das Gipsmodell, das bei einer Vergütung relativ groß gewesen sein muss, während der Spiele aufgestellt war. Scheibe verzeichnet für dieses Werk als Verbleib „Stadion“. Wenn zum Beispiel der Journalist Paul Fechter unmittelbar nach den Spielen das „schöne Reiterdenkmal“ lobte, so kann man das als Unterstützung für den befreundeten Künstler werten, der vermutlich auf eine nachträgliche Ausführung des Werkes hoffte.

 

JOSEPH WACKERLE. ROSSEFÜHRER


Der Münchner Bildhauer Joseph Wackerle, der zur Jury für den Wettbewerb für die Eingangspfeiler der Freilichtbühne gehört hatte, war auch im Kunstausschuss der dominierende Bildhauer. Es war wohl seine Idee, dass zwischen dem Stadion und dem Maifeld mehrere plastische Akzente gesetzt werden sollten. Unter anderem wurde vorgeschlagen, „westlich des Portals [Marathontor] in Richtung zum Aufmarschgelände Pferdeplastiken mit Pferdeführern anzubringen“ (Protokoll 7. 3. 1935). In der gleichen Sitzung wurde entschieden: „die Rossebändiger soll Prof. Wackerle übertragen erhalten. Wackerle (und Jansen) seien unter Anrechnung auf das spätere Honorar um skizzenhafte Vorschläge zu bitten.“ Damit erhielt eines der Ausschussmitglieder den höchst dotierten Auftrag (90.000 RM).

In der zweiten Sitzung  des Kunstausschusses am 5. 7. 1935 legte Wackerle Entwürfe vor; daraufhin wurde beschlossen: „Die Vorschläge von Professor Wackerle für die Rosseführergruppen finden einstimmigen Beifall, doch sollen die Figuren ohne Platte auf dem Sockel stehen und die Gewänder einfacher und strenger gehalten werden. Die Vorschläge in der jetzigen Form sollen dem Führer vorgelegt werden.“

Der stilistische Wechsel von dem weich modellierten Entwurf zur Endfassung ist gravierend. Ein vergrößertes Modell wurde in der dritten Sitzung am 17. 12. 1935 vorgelegt: „Von den Rosseführergruppen ist eine von Prof. Wackerle i.M. 1:5 bearbeitet worden und liegt im Foto vor. Die Arbeit findet allgemeine Zustimmung.“


Pferdeführer oder Pferdebändiger – zumal als Paar – gehören seit der Antike zu den ambitioniertesten Themen der Bildhauerei. Die Vorbilder stehen in Rom: einerseits die Dioskuren als Rossebändiger auf dem Quirinal (Monte Cavallo), andererseits die Rosseführer auf dem Kapitol. Während von der Renaissance bis zum Klassizismus die ersten in ihrer dramatischen Komposition eine größere Nachfolge fanden, war zuletzt das Motiv der ruhigen Verbindung von Mensch und Tier aktueller. Damit schloss man sich an die Kapitolsgruppe an, die wie die Figuren Wackerles eine Eingangssituation bildet.

Stilistische Vorbilder für die Figuren vom Olympiagelände kann man in der Bekrönung der Deutschen Botschaft in Sankt Petersburg (von Eberhard Encke, Architekt Peter Behrens) oder den beiden Gruppen vor der Technischen Hochschule in München (von Bernhard Bleeker und Hermann Hahn) erkennen. Bei allen Vergleichsbeispielen ist die Größe der Menschen im Verhältnis zum Pferd gesteigert, am deutlichsten bei den Antiken. Wackerles Figuren stehen in einer langen Tradition, sie unterscheiden sich vor allem durch ihre Starre und Steifheit, die vom Kunstausschuss wegen der Kompatibilität mit der Architektur gefordert wurde.

 

Die beiden Gruppen wurden, wie die anderen Großskulpturen,erst vor Ort aus großen Quadern herausgehauen. Ebenso wie die „Deutsche Nike“ von Willy Meller und die „Sportskameraden“ von Sepp Mages bestehen sie aus Gauinger Travertin, einem Kalkstein. Die Steinfirma Burrer in Maulbronn lieferte das Material für die Skulpturen wie auch für die Verkleidung des Marathontores, was den Zusammenklang von Architektur und Bildwerk bestärkte.


(4)     KARL ALBIKER: DISKUSWERFER UND STAFFELLÄUFER


Über die Gestaltung der wichtigsten Skulpturen, die den Eingang ins Stadion von der Stadt her markieren sollten, herrschte lange Unklarheit im Kunstausschuss. In der zweiten Sitzung am 5. 7. 1935 einigte man sich, mehrere Bildhauer anzusprechen: „Für die Figurengruppen an den Rundhecken am Osteingang werden zu Vorschlägen gegen Skizzenhonorar von RM 200,- und Erstattung der Reisekosten aufgefordert: für die Nordgruppe Hermann Brachert=Georgenswalde und Joseph Walz=Rottenburg; für die Südgruppe Konstantin Frick=München und Toni Fiedler München."

Man wandte sich also an Künstler, die beim Wettbewerb für die Eingangspfeiler der Freilichtbühne ausgezeichnet worden waren, darunter seltsamerweise auch an die damaligen Sieger Frick und Walz, die man für ungeeignet gehalten hatte den weniger bedeutenden Auftrag an der Freilichtbühne auszuführen.

 In der dritten Sitzung 17. 12. 1935 war nur noch einer der aufgeforderten Künstler – Brachert – im Wettbwerb, dafür erschienen die Namen neuer Konkurrenten. „Der Ausschuss besichtigt die Vorschläge der Bildhauer Albiker, Brachert, Janssen, Mages, für die zwei Figurengruppen am Ostabschluss...“

Aus anderen Quellen wissen wir, dass der Architekt March auch Gerhard Marcks für diesen Auftrag in Erwägung gezogen hatte. Mit dessen Vorschlägen war er jedoch nicht einverstanden. Am 14. 11. 1935 schrieb er an Marcks: „Die hier eingereichten Vorschläge für den plastischen Schmuck am Osteingang im Hinblick auf ihre architektonische als auch ihre inhaltliche Bestimmung gehen so ganz an dem vorbei, was dem unbefangenen Besucher verständlich ist, daß ich schroffste Ablehnung aller Mitglieder des Ausschusses erwarten und auch meinerseits keine Möglichkeit einer immer notwendigen aufrichtigen Vertretung sehe.“

Marcks, der fälschlicher Weise meinte, auch Albiker sei aus dem Rennen, kommentierte: „Für das Sportforum ist er (Albiker) wie ich mit Entwürfen als ungeeignet abgewiesen. Übrigens hat Raemisch zwei sehr schöne große Adler dafür geliefert. Der Rest ist Wackerle. – Schade um die schönen verpassten Gelegenheiten; sie wissen nicht was sie tun.“ (Brief an Wilhelm Rietschel, 22. 11. 1935)

Bei Marcks‘ Entwurf muss es sich um die Gruppe handeln, die er „Konradin und Friedrich“ benannte. Ihr geht ein kleineres, etwas anders bewegtes Jünglingspaar voraus. Bei Zeichnungen für die große Fassung verweisen Lorbeerkränze auf die geplante Aufstellung auf dem Olympiagelände. Im Oktober 1935 hatte Marcks, gemäß seinem Werkbuch, mit der großen Fassung begonnen, wenige Wochen bevor er von der Ablehnung Marchs erfuhr.

Als sich der Kunstausschuss am 17. 12. 1935 die Entwürfe mehrerer Künstler ansah, war die Entscheidung eigentlich schon gefallen. „Der Ausschuss besichtigt die Vorschläge ... für die zwei Figurengruppen am Ostabschluss und schließt sich einstimmig den bereits gelegentlich der Einzelbesuche von Herrn Staatssekretär Pfundtner und Präsident Hönig mit Bildhauer Isenbeck gefällten Entscheidung dahingegehend an, dass den Vorschlägen von Professor Albiker weitaus gegenüber den übrigen der Vorzug zu geben und er mit der sofortigen Bearbeitung der Modelle im grösseren Maßstab zu beauftragen sei.

Die aufrechte, säulenartige Entwicklung der Figuren Albikers ist zwangsläufig aus der Vertikalisierung der Türme und der Pfeiler der Kampfbahn, sowie aus ihrer isolierten Stellung gegen den freien Himmel gegeben, während die mehr oder weniger gelagerten Lösungen der übrigen Bewerber nicht die erwünschte Entschiedenheit im Ausklang der Hecke mit der Siegerehreung herbeiführen.“

Karl Albiker kommentierte die Entscheidung  am 29. 12. 1935 in einem Brief an Leopold Ziegler: „Ein Jahr lang haben sich alle möglichen Stopsler, die jetzt protegiert werden, an einer Aufgabe versucht, ohne Resultat, bis man schließlich auch so ein altes Pferd wie mich aus dem Stall liess...

Aber die schönste Zeit ist verpasst u. mir bleiben für die Aufgabe noch knapp 7 Monate. In der Zeit soll ich 4 Figuren à 5 Meter hoch in Stein hinstellen! Gigantisch und in die Zeit passend.“


Die kleinen Modelle, mit denen Albiker die Konkurrenz gewann, sind erhalten; Bronzeabgüsse stehen in der Ausstellung. Danach führte Albiker mittelgroße Modelle aus, die der Karlsruher Steinmetz Emil Neudascher auf dem Gelände vergrößerte. Die Errichtung der beiden Gruppen wurde vom Fotoarchiv Marburg, wo der Sohn des Bildhauers tätig war, in zahlreichen Fotografien dokumentiert, von denen eine charakterische Auswahl zu sehen ist.

Anders als Wackerle unterwarf sich Albiker nicht ganz dem strengen Stildiktat des Architekten; er versuchte architektonische Strenge mit lebendiger Differenzierung zu verbinden, in den Riesenmaßstab und mit dem groben Steinmaterial allerdings keine einfache Aufgabe.


Eine vergleichbare Gruppe zweier junger Männer führte der Bildhauer Sepp Mages aus, der auch Konkurrent Albikers gewesen war. Seine beiden Figuren, die an der Grenze zum Maifeld stehen, werden durch ein Schwert als Soldaten deklariert. Mages starre Gestalten sind – nach der Kritik des entlassenen Museumsdirektors Carl Georg Heise – zwar „städtebaulich außerordentlich wirksam, haben aber nicht die Kraft, ... künstlerisch zu fesseln“ (Frankfurter Zeitung).

 

5)    JOSEF THORAK: BOXER


In Unkenntnis der Vorlieben Hitlers lehnte der Kunstausschuss im Juli 1935 Vorschläge von Josef Thorak ab. Erst kurz vor Beginn der Spiele, im März 1936, als der Etat längst ausgeschöpft war, wurde Hitlers Wertschätzung bekannt. Kurzfristig integrierte man nun Thoraks Hitler-Büste im Haus des Deutschen Sport (der leere Sockel steht noch an der ursprünglichen Stelle) und stellte außerdem eine riesige Boxerfigur im abgelegenen „Anger“ auf. Sie soll Max Schmeling darstellen, Thoraks Nachbarn in Bad Saarow. Die Kosten für diese Figur wurden von Hitlers Reichskanzlei übernommen.

Obwohl die Statue recht grobschlächtig ist, diente sie 1938 als Kulisse für eine Fotografie mit Bademoden.


ARNO BREKER: ZEHNKÄMPFER UND SIEGERIN


Arno Breker hatte sich beim Wettbewerb für die Pfeiler der Freilichtbühne beteiligt und war dort aufgefallen. Im Protokoll der ersten Sitzung des Kunstausschusses am 7. 3. 1935 wurde notiert: „Brecker, ein figürlicher Bildhauer mehr realistischer Art, soll ... für die beiden großen Figuren am Haus des deutschen Sports in Aussicht genommen werden“. Der Name des Künstlers wurde falsch geschrieben, er war damals noch kaum bekannt.

Die „realistische Art“ des Bildhauers wurde in den folgenden Sitzungen mehrfach kritisiert: „Die große weibliche Figur soll etwas straffer in der Kontur werden“ (5. 7. 1935). Auch in der nächsten Sitzung am 17.12. 1935 war man nicht zufrieden, weil „die neuen Vorschläge sichtbarlich in zu enger Anlehnung an Naturmodelle fortentwickelt würden, dass die in den ersten Vorschlägen bemängelte zu weiche und unbestimmte Behandlung der Konturen neben der strengen Architektur noch nicht zu der erwünschten strengeren Führung gelangt ist...“

Verglichen mit einer Bronzefassung der „Siegerin“, die ein Modell von 1935 sein muss, zeigt sich die Abkehr von der aufgelockerten Silhouette und der detaillierten Modellierung. In Brekers Memoiren liest man nichts von der Kritik an seinen Entwürfen, dafür aber betont er, wie Hitler die großen Statuen bewundert, der Grundstein für seine Karriere im Dritten Reich.

Breker hatte zwei Sportler als Modelle für seine Figuren, eine Speerwerferin für die „Siegerin“ und für den „Zehnkämpfer“ Gustav Stührk, der durch Carl Diem empfohlen worden war als der „bestproportionierteste, vollendetste Sportler“ (Breker).

 

(6)    GEORG KOLBE: ZEHNKAMPFMANN UND RUHENDER ATHLET


Georg Kolbe ist mit zwei Bronzefiguren auf dem Areal des Sportforums vertreten, das erst für die Spiele von 1936 fertiggestellt wurde. In der Ausstellung werden von beiden Plastiken die kleinen Modelle gezeigt.

Der „Zehnkampfmann“ ist schon 1933, also vor dem Bau des Stadions und der Fertigstellung des Sportforums entstanden. Kolbe benannte ihn zuerst „Figur für ein Sportforum“. Es ist sehr wahrscheinlich, dass er sich das „Deutsche Sportforum“ vorstellte, in dessen Nachbarschaft er lebte und arbeitete.

Die überlebensgroße Bronze wurde 1934 in der Akademie der Künste in Berlin und auf der Biennale in Venedig ausgestellt, dort soll sie – nach Presseberichten – Hitler sehr beeindruckt haben.

Einen festen Platz fand sie anfangs jedoch nicht; 1935 wurde sie vorübergehend im Garten der Nationalgalerie aufgestellt. Über die Verhandlungen zur Integration des „Zehnkampfmanns“ in das Skulpturenprogramm des Olympiageländes gibt es keine Hinweise in den Akten. Eine Freundin von Kolbe erinnerte sich, dass der „Zehnkampfmann“ eines Nachts vor der Haustür des Künstlers abgeladen worden sei. Die Bronze kehrte jedoch aufs Olympiagelände zurück. Es scheint, dass sie durch eine Veränderung der Plinthe, die von einem unregelmäßigen Oval in ein Quadrat umgeformt wurde, architekturkompatibler gemacht wurde.


Das Modell für die Statue war ein früherer Zehnkämpfer gewesen, Hermann Lemperle (1906-1983), der 1928 an den Olympischen Spielen in Amsterdam teilgenommen hatte und 1928 Deutscher Vizemeister im Zehnkampf geworden war. Nach dem Sportstudium begann er 1932 in Berlin Kunstgeschichte zu studieren und war später Assistent an der Berliner Universität bei Wilhelm Pinder (zuletzt arbeitete er am Württembergischen Landesmuseum, Stuttgart). Hermann Lemperle verband exemplarisch Kunst und Sport in einer Person. 1936 war er, wie viele prominente Sportler, am erstmals stattfindenden olympischen Staffellauf beteiligt.

 

Kolbes „Ruhender Athlet“ wurde speziell für eine Aufstellung im Sportforum geschaffen, jedoch muss es schon bevor der Kunstausschuss erstmals tagte Vorgespräche mit Kolbe geben haben. Bei der Sitzung am 7. 3. 1935 war schon ein plastisches Modell vorhanden. Im Protokoll steht: „Die von Professor Kolbe für die Treppe an der Schwimmhalle vorgeschlagene Bronzefigur eines ruhenden Mannes wird gebilligt. Die Haltung des übergeschlagenen Beines soll weniger locker gefaßt werden."

Kolbe nahm bei der großen Ausführung jedoch keine Änderung der Haltung vor. Über die folgenden Schwierigkeiten schrieb in einem Brief vom 1. 10. 1935 an Hilda Dirksen, die Frau des deutschen Botschafters in Japan: "Heute sende ich Ihnen ein Foto des großen liegenden Mannes, den ich im Auftrag des Preuß. Kultusministeriums für das hiesige Sportforum schuf. Doppelt lebensgroß ist die Figur. Sie ist gut gelungen, sie sieht nach etwas aus, sie ist gewiß kein Dreck. Aber: sie ist garnicht das, was man da draußen will.

Gewiß sie ist als Placement auch abseits stehend – ganz und garnicht als Werbung für die große Stadionsache gedacht. – Aber selbst an der ihr zugemessenen Stelle am Schwimmschulbecken, also abseits aller Olympiasiegeseinstellung, wird sie als einseitig künstlerisch empfunden. Erwägen Sie selbst, ich möchte ja nur berichten!“

Das nach Tokio gesandte Foto der Figur wurde in einer japanischen Zeitschrift veröffentlicht.


Mit der lässig bewegten Figur, die seitlich am Jahn-Platz aufgestellt ist, wurde an die Verwendung von Bildhauerei in der modernen Architektur der Weimarer Republik angeknüpft; Kolbes Figur im Barcelona-Pavillon von Mies van der Rohe war das berühmteste Beispiel.

Auch beim „Ruhenden Athleten“ ist bekannt, wer Modell gestanden hat. Es handelt sich um Hans, genannt Ivan, Loewy. Der Dargestellte ist in Porträt- und Aktfotos dargestellt, letztere stammen von dem bekannten Fotografen Gerhard Riebicke. Die Identifizierung des Modells bestätigten drei verschiedene Zeitzeugen. Jedesmal wurde erzählt, dass Loewy mit besonderem Stolz seine Freunde und Freundinnen aufs Olympiagelände führte, um vorzuführen für welche prachtvolle Gestalt er – als Jude (nach der damaligen Definition ‘Halbjude’) – Modell gestanden habe.

Loewy überlebte die NS-Zeit versteckt in Berlin.


 

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