Der Äthiopier Kenenisa Bekele wurde seiner Favoritenrolle gerecht.
Er gewann das 10.000-m-Rennen bei den
Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Helsinki mit 27:08,33 Minuten und
verteidigte damit seinen Titel. Vor zwei Jahren hatte er in Paris bei
der WM seine erste große Goldmedaille gewonnen und hatte dabei sein
großes Vorbild, Haile Gebrselassie geschlagen.
Während Gebrselassie, der sich auf den Amsterdam-Marathon
vorbereitet, nicht am Start war, gewann mit Sileshi Sihine ein weiterer
Äthiopier die Silbermedaille (27:08,87). Allerdings verpassten die
Äthiopier den avisierten Dreifach-Triumph. Denn die Konkurrenz war
stärker als gedacht. Der Kenianer Moses Mosop lief auf Rang drei
(27:08,96) und hätte in einem starken Endspurt fast noch Sihine
abgefangen.
Nach einer verhältnismäßig langsamen ersten Hälfte in 13:51,10
Minuten entwickelte sich ein Lauf mit vielen Tempowechseln. Auf diese
Art versuchten die Äthiopier, die fast durchweg das Rennen an der
Spitze kontrollierten, ihre Konkurrenten los zu werden. Mehrfach legten
sie Zwischenspurts ein. Doch die Taktik hatte dieses Mal keinen großen
Erfolg. Noch in der letzten Runde liefen sieben Athleten in der
Spitzengruppe. „Ich habe regelrecht gezittert, denn es war so
spannend“, sagte Jos Hermens, der holländische Manager von Kenenisa
Bekele, später.
Als Kenenisa Bekele in der Zielkurve nach vorne ging, gab er die
Führung nicht mehr ab. Letztlich souverän gewann der 23-Jährige den
Spurt. Während sich Sihine als Zweiter ins Ziel rettete, kam Moses
Mosop noch stark auf. Rang vier ging an Boniface Kiprop
(Uganda/27:10,98), Fünfter wurde Martin Mathati (Kenia), der während
des Rennens immer wieder das Tempo der Äthiopier angenommen hatte und
damit auch verhinderte, dass sie sich absetzen konnten. Als bester
Europäer lief Juan Carlos de la Ossa (Spanien) auf Rang zehn in
27:33,42.
„Es ist schwer in einem Rennen ohne Pacemaker in der ersten Hälfte
das Tempo hoch zu halten. Da ist wahrscheinlich der Grund, warum wir
nicht alle drei Medaillen gewonnen haben“, erklärte Kenenisa Bekele,
der hinzufügte: „Ich werde die 5.000 Meter hier nicht rennen.“ Es kann
aber sein, dass ihn die Funktionäre des äthiopischen Verbandes
entsprechend beeinflussen und Bekele dann noch über 5.000 Meter
antreten muss.
„Ich kam hierher, wollte gut laufen und eine Medaille gewinnen. Es
war mir klar, dass ich keine reelle Chance auf Gold haben würde, aber
Bronze ist ein prima Ergebnis für mich“, sagte der erst 20-jährige
Kenianer Moses Mosop.
Im zweiten Finale des Abends gewann Docus Inzikuru (Uganda) das
erstmals ausgetragene 3000-m-Hindernisfinale der Frauen mit 9:18,24
Minuten. Sie wurde damit ihrer Favoritenrolle gerecht. „Ich bin froh,
dass ich für Uganda diese Medaille gewonnen habe“, erklärte Docus
Inzikuru. „Ich hatte nicht geplant, die ganze Zeit zu führen, aber ich
laufe lieber vor den anderen als hinter ihnen.“
Die Russin Yekaterina Volkova wurde Zweite in 9:20,49 Minuten,
während die Kenianerin Jeruto Kiptum in 9:26,95 Minuten einen
nationalen Rekord aufstellte und Bronze gewann.
In den 1.500-m-Halbfinals der Männer ließ Alan Webb (USA) nichts
anbrennen und rannte von Beginn an dem Feld davon. In der Endphase kam
nur der favorisierte Rashid Ramzi (Bahrain/3:34,69 Minuten) noch am
Amerikaner vorbei. Webb lief 3:36,07 Minuten. Das zweite Semifinale
gewann der Marokkaner Adil Kaouch (Marokko) in 3:40,51. Das Finale
findet am Mittwoch statt.